Zur Organisation der Weiterreise haben wir uns ein paar Tage in Manaus, der Hauptstadt des Bundesstaats Amazonas, gegönnt. Im Gegensatz zu den anderen brasilianischen Großstädten empfanden wir Manaus (2 mio Einwohner) fast als angenehm: Keine Hochhäuser, keine stinkende Kloake neben dem Gehweg, viele Parks in der Stadt und kein unangenehmes Gefühl wenn man bei Dunkelheit (kurze) Wege zu Fuß zurückgelegt hat. Darüber hinaus hat die Stadt ein sehr beeindruckendes Opernhaus (Teatro Amazonas) von 1896, das in der Blüte der Stadt, zu den Zeiten des hisiegen Kautschuk-Booms erbaut wurde.
Am ebenfalls aus dieser Zeit stammenden, imposanten Hafengebäude kauften wir uns dann das Ticket für unser nächstes Abenteuer. Der Amazonas ist die Lebensader des gesamten Gebiets und nur wenige Orte sind mit anderen Verkehrsmitteln als dem Boot oder dem Flieger erreichbar. Also wollten auch wir entsprechend mit dem Slow-Boat, den hier üblichen, und sehr langsamen Amazonasdampfern, weiterreisen.
Die 672 km Fahrt von Manaus nach Tefé war mit 36 Stunden veranschlagt, die sich nachher jedoch als 41 herausstellten. Das wichtigste Utensil auf der Fahrt stellt dabei die Hängematte dar. Sie bildet während der Fahrt den Platz an dem du schläfst, sitzt, spielst und isst. Um einen guten Platz zum Aufhängen der Hängematte zu ergattern sind wir extra noch etwas früher (4 Uhr morgens) an Board gegangen. Das hielt die nachfolgenden Passagiere jedoch nicht davon ab ihre Hängematte dicht neben, über und unter uns zu platzieren. Zum Glück gab es keinen Sturm. Die blauen Flecken durch unkontrolliertes Gebaumel bei Wind und Wellengang konnten wir uns gut vorstellen.
Als einzige Ausländern und besonders mit unseren Hängematten mit integriertem Moskitonetz waren wir eine Attraktion auf dem Boot. Jedoch mussten die anderen Passagiere etwas lächeln, da es auf dem Fluss gar keine Moskitos gibt. :)
Mit Ausnahme der Mahlzeiten, 6:00 Frühstück, 11:00 Mittag, 17:00 Abendessen, war die Fahrt sehr ruhig und der Schiffsdiesel sorgte für ein schlafförderndes Ambiente. Da das Boot aufgrund der geringeren Strömung immer sehr nah am Ufer fuhr, konnten wir das endlose grüne Band des Waldes und die vielen kleinen Dörfer und Siedlungen am Flussufer gut beobachten. Ab und zu konnten wir sogar Delphine und Aras beobachten.
Unterbrochen wurde die Fahrt nur von sehr kurzen Stops in kleineren Häfen, und wenn jemand in den noch kleineren Orten zu oder aussteigen wollte wurde das Boot etwas langsamer, so dass kleinere Motorboote Passagiere während der Fahrt ans Ufer bringen konnten.
Zweimal wurde das Boot auch von der brasilianischen Marine gestoppt und oberflächlich durchsucht. Stunden später konnten wir uns denken warum, als ein aus den Duschen kommender Passagier mit seinem Handtuch ausversehen auch seine halbautomatische Pistole aufs Deck fallen ließ.