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Festgefahren in der Wüste

Der Wagen sitzt bis über die Tanks im Sand
Der Wagen sitzt bis über die Tanks im Sand

Östlich von Kashan wollen wir in die Dascht-e-Kawir Wüste um den großen Namak Salzsee zu erkunden. Vorher fragen wir uns in Kashan noch nach Sandblechen durch um für alles gewappnet zu sein. „Die gibt’s hier nicht“, „Die braucht ihr nicht“ waren die Antworten von den befragten Iranern. Also fahren wir los und verbringen eine erste Nacht bei fast vollem Mond in den riesigen Dünen. Linda pocht schon seit einer Weile darauf auch mal den LKW fahren zu dürfen, und die geraden leeren Pisten in der Wüste erscheinen ideal um sich ohne viel Ablenkung mit dem Laster vertraut zu machen.

 

Direkt neben der Piste tauchen dann tiefe Reifenspuren mit einigen großen Löchern auf. Linda weicht aus, kommt dabei mit einem Rad ca. 30cm von der Piste ab und plumps saßen wir auch schon mit heftiger Schräglage bis zur Stoßstange fest.

 

Anscheinend waren hier schon die ersten Ausläufer des von uns erst in ca. 20km erwarteten Salzsees, denn unter dem sehr weichen Wüstensand neben der Piste befand sich lehmiger Schlamm.

 

Die leichten Geländewagen habe keine Chance den schweren Laster zu bewegen
Die leichten Geländewagen habe keine Chance den schweren Laster zu bewegen

Wir packen also unsere Schaufeln aus und fangen an den Laster Stück für Stück auszugraben. Anfangs kann Linda noch mithelfen, dann muss sie sich aber um Johann kümmern, der zu allem Überfluss auch noch Sand ins Auge bekommen hat. 

 

Nach drei Stunden habe ich wieder eine faustbreit Luft unter den Differenzialen und der Kardanwelle, Stoßstange, Tanks und Lufttanks sind frei. In dem Moment kommt ein Auto vorbei, und uns beiden fällt ein Stein vom Herzen, da wir schon seit einiger Zeit keinen Mobilfunkempfang mehr haben. In dem Auto sitzen Babak und seine Frau Sarah und bieten uns sofort an Hilfe zu organisieren. Sehr gut, denn von der stundenlangen Buddelei bin ich ziemlich fertig.

 

Kurze Zeit später kommt Babak mit 3 weiteren Autos zurück. Aus den Autos dröhnt laute iranische Partymusik und plötzlich umschwirren uns ein Haufen gut gelaunte junge Männer und Frauen. Gemeinsam mit den Iranern buddeln wir noch etwas weiter und starten dann einige vergebliche Versuche den schweren LKW mit Hilfe von drei Geländewagen aus dem Loch zu ziehen.

 

Als nächstes befestigen wir das Seil unserer Seilwinde an einem unserer Reserveräder und vergraben es tief in dem lehmigen Untergrund.  Als zusätzlichen Ballast stellen wir noch einen der Geländewagen oben drauf. Auch dieser Versuch schlägt fehl: Der Geländewagen hüpft vom Rad, welches langsam von der Winde aus dem Schlamm gezogen wird.

 

Der Autokran ist dann doch etwas kleiner als erwartet und somit völlig nutzlos
Der Autokran ist dann doch etwas kleiner als erwartet und somit völlig nutzlos

Mist! Es wird langsam dunkel und die Iraner sind weiterhin gut gelaunt. Sie drehen ihre Musikanlagen auf, machen ein Feuer um Essen zuzubereiten und fangen an zu Singen und zu Tanzen. „Do not worry“ sagen sie uns. Einer der Wagen fährt zurück um Handyempfang zu bekommen und ruft euch einen Kran, der euch raus hebt. Ich stelle mir so einen großen vierachsigen Autokran vor und hoffe, dass es dann doch noch mit der Bergung heute klappen könnte.

 

Als der Kran dann kommt, muss ich fast lachen. Ein kleiner Mercedes LP 808 aus den 60er Jahren kommt mit einem 4 Tonnen Kran auf der Ladefläche angefahren. Der Wagen ist viel zu leicht um uns ziehen zu können, und der Kran völlig nutzlos, da die Hubstützen mit den untergelegten Brettern sofort im Sand versinken. Trotzdem zahlen wir dem Kranfahrer seine Anfahrt in die Wüste.

 

Die Iraner diskutieren das Problem auf Farsi und in unsere Richtung hören wir immer nur „Do not worry“. Schließlich werden wir aufgeklärt, dass der Kranfahrer einen Radladerfahrer kennt, der uns mit dem Radlader ausgraben und rausziehen kann. Der braucht aber mindestens 4 Stunden um mit dem Lader in die Wüste zu fahren.

 

Gemütliches Feuer anstatt weiterer Bergungsversuche
Gemütliches Feuer anstatt weiterer Bergungsversuche

Vier Stunden vergehen und wir werden von den Iranern bekocht und versorgt. Die Männer tanzen zu Trommelmusik und die Frauen dokumentieren es für ihre Instagram Accounts mit dem Handy. Leider kommt kein Radlader. Später erfahren wir, dass der Radlader eine Reifenpanne hat und in der Werkstatt steht. Er kann erst am nächsten Morgen kommen.

 

Wir müssen die Nacht im Auto verbringen. Der Wagen hat von den Bergeversuchen mittlerweile ordentlich Schlagseite. Nachts merken wir wie der Wagen weiter zur Seite sackt und pumpen Wasser von den Frisch- in die Abwassertanks auf der anderen Seite um den Wagen vor dem Umkippen zu bewahren. Trotzdem hören wir in regelmäßigen Abständen das nervenaufreibende Knacken der Federn und können kaum ein Auge zu machen.

 

Die Partytruppe ist nachts zurück in die Stadt gefahren, aber Babak bietet an bei uns zu zelten um sicher zu gehen, dass am nächsten Morgen auch tatsächlich jemand kommt. Am nächsten Morgen kommt tatsächlich der lang ersehnte Radlader. Zum Glück ein stattliches 20t schweres Gerät, welches uns ohne Mühe mit dem ersten Versuch aus dem Loch zieht.

Der Radlader zieht uns ohne Probleme raus
Der Radlader zieht uns ohne Probleme raus

Nun treffen auch die Iraner von letzter Nacht wieder ein. Sie bieten an mit uns noch weiter zum Salzsee zu fahren und uns Frühstück zu bereiten. Sie waren sehr besorgt, wie wir mit dem Baby in dem schiefen Auto haben schlafen können. Wir sind jedoch viel zu erschöpft um noch einen Tag Party zu machen, lehnen dankend ab und fahren zu dem ersten Übernachtungsspot zurück um den ganzen Tag zu schlafen.