Kurz hinter der iranischen Grenze suchen wir uns einen Übernachtungsplatz in einem versteckten Tal. Es war so versteckt, dass wir es nicht gleich auf Anhieb gefunden haben, und mit Händen und Füßen in einem Dorf nach dem Weg fragen mussten.
Mit Händen und Füßen läuft viel unserer Kommunikation hier. Nur sehr wenige sprechen Englisch und unser Farsi geht über das nett grüßende „Salam“ auch nicht hinaus. Da wir die Schriftzeichen ebenfalls nicht lesen können, erahnen wir wie sich Analphabeten fühlen müssen. So stolpern wir auf der Suche nach Restaurants, aufgrund des äußeren Aussehens des Ladens, oft aus versehen in Konditoreien oder andere Läden. Wenn keine Waren ausgestellt sind, können wir im Vorbeifahren nicht erkennen, ob es sich bei einem Laden um eine Apotheke handelt oder dort Gebetsteppiche verkauft werden.
In dem Dorf wurde uns jedoch prompt geholfen und ein alter Mann signalisierte uns, ihm auf seinem Motorrad in das Tal zu folgen.
Wir verbringen ein paar Tage in Täbris und tauchen auf dem weltberühmten Bazaar in eine andere Welt ein. Der Bazaar ist der größte überdachte Bazaar der islamischen Welt und es ist sehr schwer in den engen Gassen die Orientierung zu behalten. Zu viele Eindrücke prasseln auf uns ein: Die Farben der ausgestellten Stoffe und Teppiche, die Gerüche aus den Ständen der Gewürzhändler, die lauten „Yalla Yalla“ Rufe der Lastenträger, die hochbepackte Karren mit allerlei Gütern für die kleinen Händler durch die engen Gänge schieben.
Auch hier spüren wir die Hilfsbereitschaft der Iraner. Auf der Straße fragen wir nach einem Laden der Simkarten verkauft, und lernen Hamid kennen. Hamid ist Arzt in einem der Krankenhäuser und spricht ein gutes Englisch. Er besteht darauf mit uns unsere Besorgungen zu erledigen und erklärt uns auf dem Weg noch ein paar Dinge zum Verständnis der Iranischen Kultur.
Wir verlassen die Stadt und fahren weiter nach Kandovan. Das kleine Dorf ist wie die alten Städte in Kappadokien in den weichen Tuffstein gehauen worden. Nur das hier noch immer Menschen in den höhlenähnlichen Häusern leben. Wir haben Pech mit dem Wetter. Die Temperaturen liegen um den Gefrierpunkt und alles ist matschig und feucht. Nach einer Nacht auf dem Dorfplatz brechen wir schnell auf und fahren wieder in tiefere Gefilde an den Orumiyeh See.
Der Salzsee trocknet langsam aus und hinterlässt dabei eine faszinierende Mondlandschaft. Bis auf einen endemischen Wurm, gibt es kein Leben in dem See. Der Wurm wird gerne von den Anwohnern geerntet und als Fischköder verwendet. So sehen wir viele kleine Krater von der Wurmernte auf dem sonst komplett ebenen ehemaligen Seeboden.
Ein paar Tage und viele Schlaglöcher später erreichen wir Takht-e-Soleyman den „Thron des Salomo“. Die zoroastrische Tempelanlage stammt aus der Sassanidenzeit (420-640 n. Chr.) und wurde um einen warmen Vulkansee herum errichtet. In vielen Feuertempeln wurde hier die Macht der Elemente verehrt. Die Anlage liegt auf 2200m und auch hier ist es sehr kalt und windig. Im Laufe der Jahrhunderte ist nicht mehr viel von den alten Tempeln übrig geblieben und ohne den genauen Kontext der vielen noch erhaltenen Grundmauern zu kennen, macht die Besichtigung bei den Temperaturen wenig Spaß. Kein Wunder, dass wir die einzigen Besucher der Anlage waren.
Nach einigen Diskussionen und ständigem Blick auf den Wetterbericht, entschließen wir uns weiter in die Berge der Provinz Kurdistan zu fahren. Wir können die Bergpässe auf über 2600m nur vor den ersten größeren Schneefällen passieren. Die steilen Straßen haben oft 10-15% Steigung und unsere 11,5t Fahrzeuggewicht schieben auch ohne Schnee schon ziemlich beim Bergabfahren. Diesmal aber haben wir Glück. Der Wetterbericht hatte Recht und die Temperaturen bleiben im Plus.
Wir fahren entlang der Iranisch-Irakischen Grenze durch atemberaubende Berglandschaften. Oft sehen wir Esel die auf kleinen Pick-ups aus den Städten in die Berge hinaufgefahren werden. Oben auf dem Pass werden die Esel dann abgeladen und die Eselführer wählen versteckte kleine Pfade um mit den Tieren (und allerlei Schmuggelgut im Gepäck) in großen Bögen an den vielen Militärposten vorbei über die Berge in den Irak zu verschwinden. Die Praktik ist hier wohl schon sehr etabliert, denn die Soldaten in den Beobachtungsposten schauen auch nicht so genau hin…