Erstes Lebenszeichen...
Wir stehen gerade in Bosnien an einem Wasserfall kurz hinter der kroatischen Grenze. In dem Bach ist eine aufgestaute Badestelle, in der das kristallklare kalte Bergwasser tief genug ist, um in der Mittagszeit baden gehen zu können. Länger als 5 Minuten hat es jedoch keiner von uns in dem kalten Wasser ausgehalten, selbst der Hitze geplagte Hund hat nur die Pfoten reingesteckt und sich dann doch für ein Bad in der Sonne entschieden.
Die Sommersaison in Bosnien scheint nun Mitte September schon vorbei zu sein. Die Restaurants die sich in der Nähe des Bachs befinden, sind bis auf eines, alle geschlossen. Perfekt für uns, da wir so viel Ruhe und Platz für uns und den LKW haben.
Wir sind mittlerweile einen Monat lang unterwegs. Die ersten Wochen haben wir in Deutschland und Österreich Freunde, Verwandte und andere Herzensmenschen besucht und uns bewusst viel Zeit gelassen, um uns an das Wagenleben zu akklimatisieren. Hierbei waren wir total überrascht, dass jeder den wir trafen uns eine Kleinigkeit für die Reise mitgegeben hat: Ein selbstgemachtes Chutney, eine lokale Spirituose, eine Angelrute oder sogar ein 8t Bergeseil!
Eine Tagesroutine hat sich jedoch noch nicht einstellen können. Auch wissen wir nicht, ob wir – insbesondere der 7 Monate alte Johann und der Hund – dies brauchen, oder der Verzicht auf Routine genau das ist, was das Reisen – für uns Erwachsene - erst schön macht… Beim Fahren hingegen geht es nun etwas routinierter zu und ich habe mich mittlerweile an die Abmessungen unseres Gefährts gewöhnt. Auch habe ich gelernt Tonnage-Beschränkungen eher als grobe Empfehlungen wahrzunehmen: „Die gelten ja nur für LKW und nicht für Wohnmobile“, rede ich mir ein. Höhen- und Breitenbegrenzungen werden hingegen sehr kritisch beäugt, denn wenn’s nicht passt, passt es nicht….
Die bisherige Route ging über einen kleinen Zipfel Italien (der Lago del Predil ist wunderschön!) nach Slowenien durch das Soca-Tal und von dort weiter nach Kroatien. Die kroatische Küste ist sehr überlaufen und freies Stehen ist nur mit etwas Aufwand (Suchen – Fragen – Suchen) möglich.
Die Berge sind schön und einsam, die Straßen meist jedoch nur einspurig und Gegenverkehr ist auf den engen Serpentinen jedes Mal eine Herausforderung. In den kleinen Bergdörfern stehen selbst gemalte Schilder die auf lokale Spezialitäten wie Honig, Käse, Olivenöl oder – für uns besonders interessant – „Vino!“ hinweisen.
Also haben wir bei einer zahnlosen alten Omi angehalten, die uns so Leid tat, dass wir ihr unbedingt etwas Wein abkaufen mussten. Das trübe Gebräu in der Flasche ließ sich neudeutsch wohl am ehesten mit „Homegrown“ bezeichnen. Der erste Schluck erinnert etwas an Rezina, der zweite an Kopfschmerzen von anderen süßen Weinen. Sämtliche Versuche das Gesöff durch einen kleinen oder größeren Schuss Cola schmackhaft zu machen, schlugen fehl. Der nächste Wein kommt also wieder aus dem Supermarkt – aus Italien oder Südafrika oder so…